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Landesverband der Schwerhörigen und Ertaubten Baden-Württemberg e.V.

Schwerhörig sein in Zeiten von Corona

Im Moment sind sehr viele von uns wegen dem Coronavirus zu Hause. Zu Hause ist es doch am Schönsten, also alles halb so wild?

Was bedeutet die Corona-Krise für Hörgeschädigte?

Die Corona-Krise ist für uns alle eine Herausforderung.  Derzeit ist scheinbar nichts mehr, wie es noch vor ein paar Tagen war. Viele können nicht mehr zur Arbeit, die Eltern und Großeltern sollen nicht mehr besucht werden, jeder soll zu Hause bleiben um möglichst niemanden anzustecken.

Das ist für viele Menschen nicht einfach. Besonders für ältere Menschen ist es hart, dass sie nicht mehr von ihren Lieben besucht werden können. Besucher sind in Alten- oder Pflegeheimen nur noch sehr eingeschränkt zugelassen oder ganz untersagt. Die regelmäßigen Treffen im Verein oder mit der Kartengruppe können nicht mehr stattfinden. Ältere Menschen sind besonders gefährdet und ältere Menschen sind oft auch schwerhörig. Zwar nicht nur Ältere, aber diese Personen sind besonders oft betroffen. Während Distanz sonst eher ein Aspekt von Antipathie ist, versteht man soziale Distanz in diesen Tagen als Ausdruck der Fürsorge.  Während gut-hörende Menschen einfach zum Telefon greifen und ihre Eltern und Großeltern anrufen, ist das bei hochgradig Schwerhörigen nicht immer möglich.  Telefonieren gilt unter Hörgeschädigten als die „Königsdisziplin“, denn man muss nicht nur hören, sondern auch verstehen. Telefone übertragen außerdem nur eine schmale Frequenzbreite, was wiederum bei bestimmten Hörstörungen das Sprachverstehen am Telefon zur Qual macht.

Viele Hörgeschädigte nutzen unterstützend zum Verstehen von Sprache das Absehen von den Lippen. Fällt das weg, wird die Kommunikation für viele zusätzlich schwer. 

Spätschwerhörige neigen oft dazu, sich in die Isolation zurück zu ziehen, weil die Kommunikation mit anderen immer anstrengender wird. In Zeiten der Corona-Krise ist es besonders wichtig, dass die Betroffenen nicht allein gelassen werden. Zwar sollte man Besuche unterlassen, doch es gibt andere Möglichkeiten, die Zeit zu überbrücken und den Menschen zu zeigen: Wir denken an dich und du bist nicht allein!

  • Briefe schreiben: Briefe werden auch weiterhin zugestellt. Und wer freut sich nicht über einen   schönen Brief?!
  • Foto-Buch gestalten: Online kann man bei Foto-Diensten Foto-Bücher gestalten und auch Texte dazu schreiben. Wie wäre es mit einem Foto-Buch mit Bildern von den Enkeln, Kindern etc. und dazu nette Texte?
  • Video-Chat: Für technisch-versierte Menschen ist auch ein Video-Chat mit guter Bildqualität eine Option. Wenn das Gesicht gut zu sehen ist, können viele Hörgeschädigte auch mit skype & Co. telefonieren.
  • Immer mehr ältere Menschen haben auch Dienste wie Whatsapp. Einerseits kann man Textnachrichten schicken, oder Sprachnachrichten aufnehmen und den Text dazu als Nachricht schreiben.
  • Blog oder Newsletter schreiben: Angehörige können auch E-Mails schreiben, und regelmäßig berichten, was los was und wie es ihnen geht. Eine andere Möglichkeit ist das Schreiben von einem Blog.
  • Newsletter kann man auch sehr gut per Post verschicken!
  • Vielleicht ist ja auch jemand gut-hörendes bereit, ein Telefonat zu „dolmetschen“. Das kann dann so funktionieren: Die Familie ruft den Hörgeschädigten Angehörigen an und ein gut Hörender widerholt das gesprochene Wort für den Hörgeschädigten. Dieser kann wiederum in den Hörer antworten und von sich erzählen 
  • Manche ältere Hörgeschädigte haben auch noch ihr Faxgerät Auch wenn man selbst keines mehr hat, man kann  online Faxe verschicken und beim Empfänger kommen die Nachrichten dann regulär als gedrucktes Fax an.

 

Klar, für die meisten Vorschläge, ist es von Vorteil, wenn die Eltern oder Großeltern mit Technik umgehen können und auch die entsprechende Hardware besitzen.  Wenn das nicht der Fall ist, dann hilft ein kleiner Gedankenanstoß: Was hätte ich getan, wenn es noch kein Internet oder Telefon gegeben hätte?  Die Kreativität des Einzelnen ist hier gefragt, damit andere nicht einsam werden.

Habt ihr noch Ideen, wie man mit den Hörgeschädigten Angehörigen in Kontakt bleiben kann?

 

Euer EUTB-Team des

Landesverbandes der Schwerhörigen und Ertaubten Baden-Württemberg e.V.